Die vier Hauptpunkte für Verständlichkeit und optimale Kommunikation
Insgesamt ist es von entscheidender Bedeutung, wie verständlich für den Zuhörer sich Ihre Textinformationen darstellen. Diese Dimension der Verständlichkeit läßt sich an vier Hauptpunkten festmachen:
1. Die Einfachheit
Sie bezieht sich vor allem auf den Satzbau und die Wortwahl eines Textes. Einfachheit, und damit klares Verständnis, ist dann gegeben, wenn Ihre Sätze kurz sind und Sie geläufige Wörter, d.h. möglichst wenig unbekannte Fremdwörter, benutzen. Überschätzen Sie den Wissensstand Ihrer Zuhörer nicht. Benutzen Sie Bilder und Metaphern, um neben Ihren einfachen Texten auch die rechte, die gefühlsmäßige Hemisphäre im Gehirn anzusprechen.
2. Gliederung und Ordnung
Ein entscheidender Punkt für das Behalten von Informationen ist eine klare und nachvollziehbare Gliederung, d.h. der Zuhörer findet den roten Faden in Ihrem gesamten Informationsangebot wieder. Deshalb müssen Sie ihm Orientierungshilfen geben, indem Sie neue Punkte besonders kennzeichnen und sprachlich herausheben. Schaffen Sie gedankliche Übersichten, d.h. der Zuhörer erkennt durch die gebildeten Kapitel, Gruppen oder Teile durch die vorgegebenen Grob- und Feinziele, die Haupt- und Nebenpunkte, durch die vorgegebenen Ziele, Ausblicke, Rückblicke und Zusammenfassungen, was in dem jeweiligen Text schon aufgrund der Gliederung und Ordnung zusammengehört und somit auch inhaltlich zusammengefaßt werden kann.
3. Kürze und Prägnanz
Versuchen Sie, viel direkten Nutzen für den Zuhörer aufzuzeigen und vermeiden Sie weitschweifige Erklärungen. Kommen Sie schnell auf den Punkt durch Gegenüberstellungen von Pro und Kontra, Vor- und Nachteilen, Falsch und Richtig. Bieten Sie graphische Denkmodelle oder auch schematische Übersichten an, damit Ihre Zuhörer durch diese Visualisierungshilfen die Kernthesen Ihrer Aussagen schneller nachvollziehen können. Wie sagt der Volksmund so schön: "In der Kürze liegt die Würze". Und damit hat er sicherlich recht. Es ist ein Zeichen von großer Bildung, wenn es Ihnen gelingt, komplizierte und schwierige Zusammenhänge kurz und knapp darzustellen.
4. Stimulantien
Diese Stimulantien sollen in der Hauptsache dazu dienen, den Zuhörer zusätzlich zu motivieren. Dies kann durch einen Satz der Fragetechniken geschehen, aber auch durch fesselnde Zitate, witzige Formulierungen oder gezielt benutzte Reizworte umgesetzt werden. Sprechen Sie immer neben den Fakten auch die Gefühle an. Achten Sie darauf, daß der Fluß Ihrer Rede haften bleibt. Deshalb formulieren Sie wirksame Schlußsätze. Das können eine Auffordern zum Handeln, ein Appell zur Mithilfe sein.
Leben heißt Lernen
Der Mensch kann nur das, was er gelernt hat. "Leben heißt lernen", so lautet der Titel eines Buches von Konrad Lorenz. Der Mensch ist das lernfähigste Wesen auf dieser Erde. Darin vor allem liegt sein Unterschied zwischen Mensch und Tier. Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich selbst und diese Welt verändern kann. Leider macht er davon zu oft auch im negativen Sinne Gebrauch. Alles, was der Mensch kann, kann er nur, weil er das bewußt oder unbewußt gelernt hat. Er ist somit abhängig von seinen Erziehungsprogrammen, seinen Erfahrungen und der Vorbildfunktion seiner Umwelt. Von unseren Eltern haben wir unseren Körper, unser Gehirn, unser Urwissen ererbt, aber nicht die lebensnotwendigen Verhaltensmuster, die in unserem Leben über Erfolg oder Mißerfolg, über Glück oder Unglück entscheiden. Mit den Jahren speichern wir immer mehr Erfahrungen und Informationen über uns selbst und unsere Umwelt. Das prägt unser Unterbewußtsein. Es bildet sich unser Charakter heraus. Mit all den positiven und negativen Einmaligkeiten. Unser Charakter ist deshalb die Summe aller gemachten Erfahrungen. Alle unsere Fähigkeiten sind die Summe aller gemeisterten Lernvorgänge. Deshalb vergessen Sie nie: Nicht das Wissen sondern das erlernte Programm steuert unser Verhalten. Der Mensch kann, wenn er will, ein Leben lang lernen, denn die Lernfähigkeit ist abhängig von unserer geistigen Haltung und nicht von unserem Alter. Dabei kennen wir alle die Macht der Gewohnheiten und wir wissen, es gibt gute und schlechte Gewohnheiten. Ein erfolgreicher Mensch hat durch Fleiß, Übung und Wiederholung perfekte Programme gespeichert, auf die er sich verlassen kann. Ein unruhiger und unsicherer Mensch dagegen muß bei allem, was er tut, zunächst seine negativen Programme überwinden. Das kostet ihn Zeit und Lebensenergie.
Wir wollen Freude erlangen und Schmerz vermeiden
Im Inneren eines jeden Menschen gibt es nur zwei große Kräfte: Wir wollen Freude erlangen und Schmerz vermeiden. Dabei hängt es entscheidend davon ab, was wir in unserem Leben mit Freude oder mit Schmerz etikettiert haben. Denn wir sind frei in der Bezeichnung der Dinge, die uns Freude oder Schmerz bereiten sollen. Leider ist es so, daß viele Menschen inzwischen den Bereich 'Arbeit' mit Schmerz verbunden haben. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß Sie in diesem Bereich keinen Erfolg, kein Engagement und vor allem keine Freude erlangen können. Die Erfahrung lehrt, wenn es dem Menschen zu gut geht, wird er bequem und fängt an, sich mehr zu beklagen, als zu handeln. Armut heißt immer auch: Arm an Mut sein. Wir brauchen Mut: Mut zum Wagen, Mut zum Risiko, Mut zum Handeln. Daran wird jedoch immer mehr in einer egoistischen, von Gleichmacherei geprägten Gesellschaft, die alle Vorsorge und Verantwortung kollektivistisch auf den Staat projeziert. Eine Weisheit aus dem alten China bringt es auf den Punkt:
"Würden die Menschen danach streben, sich selbst zu vervollkommnen, statt die ganze Welt zu retten, würden sie versuchen, selbst innerlich frei zu werden, statt die ganze Menschheit zu befreien, wieviel hätten sie getan zur wahrhaften Befreiung der ganzen Menschheit."
Die Todsünden der politischen Argumentation
Übertreiben und untertreiben
Oft kommt es vor, daß trotz intensiver Einladung und Pressearbeit eine Veranstaltung nur schwach besucht ist. Der Raum ist spärlich besetzt, doch der Redner beginnt seinen Vortrag mit der üblichen Floskel: "Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, daß Sie so zahlreich zu meinem Vortrag erschienen sind". Wer so einsteigt und damit deutlich macht, daß seine Wahrnehmung mit der Realität im Raum nicht viel zu tun hat, schafft sich keine Sympathien und Glaubwürdigkeit bei seinen Zuhörern. Bedanken Sie sich lieber vor allem bei den Personen, die gekommen sind und wenn Sie es für nötig erachten, so bringen Sie zwei oder drei mögliche Gründe hervor, warum vielleicht gerade an diesem Abend der erwartete Besucherstrom ausgeblieben ist.
Lange Schachtelsätze verwenden
Es gibt Redner, die wollen mit besonders langen Schachtelsätzen die Geduld und die Kombinationsfähigkeit ihrer Zuhörer auf die Probe stellen. Bitte überfordern Sie Ihre Zuhörer nicht, je kürzer Ihre Sätze, um so geringer ist die Gefahr, daß Sie sich versprechen. Kurze und knappe Hauptsätze lassen sich klar und deutlich an den entscheidenden Stellen betonen. Sie helfen dem Zuhörer, das Gesagte aufzunehmen, zu bewerten und abzuspeichern.
Die persönliche Entschuldigung
Es gibt Redner, die steigen mit einer mehr oder weniger ernstgemeinten Entschuldigung in ihren Vortrag ein. Manch einer von ihnen findet dies noch ganz besonders originell. Die psychologische Wirkung auf die Zuhörer ist jedoch fatal. Wer schon im Vorfeld um Entschuldigung bittet, weil er sich auf dieses Thema nur kurze Zeit hat vorbereiten können oder da es ihm aus bestimmten Gründen nicht besonders liegt, der bestätigt nur das, was viele Zuhörer schon in der Anfangsphase einer Rede befürchten. Diesen Termin hätte man sich sparen können, denn der Redner beherrscht nicht sein Handwerkszeug. Schade um die verlorene Zeit. So eine kokettierende und vorweggenommene Entschuldigung schafft die falschen Erwartungshaltungen bei Ihren Zuhörern. Auch der vermeintlich originell wirkende Einstieg: "Ich habe mein Konzept vergessen, deshalb können Sie mich nicht aus dem Konzept bringen", wirkt weder originell noch positiv auf die Anwesenden.
Viele Fremdwörter benutzen
Es gibt Redner, die wollen vermeintliche Bildung und einen besonderen Intellekt durch den Gebrauch von vielen ausgefallenen Fremd- und Modewörtern darstellen. Immer wieder gern genommen wird hier bei Politikern die Formulierung: Die normative Kraft des Faktischen. Verwirren Sie ihre Zuhörer nicht! Vermeiden Sie Fremd- und Modewörter. Besonders in Bürgergesprächen zu Finanz- und Planungsthemen gilt es, das Fachchinesisch von Verwaltungen in einfache und klare Worte zu übersetzen. Dadurch schaffen Sie Sympathien bei Ihren Zuhörern.
Auch an einem Informationsstand kann man mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Dazu benötigen wir keinen Canvassing-Stand. Und letztlich sind alle Direct-Mailing-Aktionen auch nur einfache Zielgruppenbriefe, die wir versenden wollen.
Viele Füllwörter einsetzen
Eine weitere Unsitte vieler Redner ist der Gebrauch von sogenannten "Füllworten": „Echt“ oder „ehrlich“ oder „nicht wahr“. Verstärkt wird diese Unsitte durch das Verwenden von Konjunktiven: „Ich würde mal sagen, man könnte es auch so sehen, ich würde meinen, daß wir....“. Sagen Sie klar und deutlich, was Sie denken, worin Ihre Meinung besteht und welchen Standpunkt Sie vertreten.
Einen Privatkrieg beginnen
Natürlich werden viele Vorträge durch Zwischenrufe oder Zwischenfragen unterbrochen. Ein guter Redner beherrscht eine ganze Reihe an Möglichkeiten, um auf diese Einwände einzugehen. Ein schlechter Redner geht jedesmal persönlich in den Kleinkrieg mit dem Zwischenrufer. Er konzentriert sich dann nicht mehr auf seine anderen Zuhörer, es entsteht eine Privatdiskussion zwischen dem Redner und dem Zwischenrufer oder Zwischenfrager. Ohne Frage läßt daraufhin das Interesse der anderen Vortragsteilnehmer sichtlich nach.
Hinter dem Rednerpult verstecken
Steht ein Redner frei vor einer Gruppe, kommt seine Körpersprache am besten zur Geltung. Bei vielen Vorträgen wird vom Veranstalter ein Rednerpult vorgegeben. Bitte haben Sie Vertrauen zur Stabilität dieses Pultes. Es ist eine allgemeine Unsitte geworden, daß die Redner glauben, mit beiden Händen dieses Pult festhalten zu müssen. Rednerpulte bleiben auch ganz alleine stehen. Und Sie als Redner sollten einen guten halben Meter Abstand halten, um auch weiter frei mit offenen Gestiken und unter Einschluß Ihrer Arme und Hände zum Publikum zu sprechen.
Wildes Gestikulieren
Körpersprache ist wichtig, vor allem aber muß sie mit der verbalen Aussage übereinstimmen. Mit manch einem Redner gehen, wie der Volksmund sagt, die Pferde durch. Er gestikuliert wild mit Händen und mit Füßen. Das hat eine negative Wirkung. Denn wer einen festen Standpunkt hat, von dem erwartet man als Zuhörer auch, daß er fest mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Wer Unsinn erzählt oder über kein gutes Fachwissen verfügt, dem wird der Boden bald zu heiß unter den Füßen und das merken die Zuschauer an den unruhigen Bewegungen seiner Füße. Vorsicht auch vor dem in die Hand genommenen Redemanuskript. Viele Manuskripte im Format DIN A4 wirken wie eine Barriere, wie ein Schild zwischen Redner und Zuhörern. Gleichzeitig überträgt sich vorhandene Nervosität auf dieses Manuskript und natürlich können die Zuhörer nun die Nervosität am Zittern des Stichwortzettels ablesen.
Besonders ausführlich sprechen
Vielen Rednern fällt während ihres Vortrages noch der ein oder andere besonders wichtige und gute Gedanke ein. Sie kommen nicht zum Schluß, sie überziehen die eingeplante Zeit. Dabei glauben Sie innerlich, Ihren Zuhörern noch einige weitere gute Ideen und Ratschläge mit auf den Weg geben zu müssen. Bitte vergessen Sie nie: Sie können über alles sprechen, nur nicht länger als 20 Minuten.
Häufige Schlußankündigungen
Eine weitere Unsitte einiger Redner ist das häufige Ankündigen des Schlusses. Drei- bis viermal wird in den Vortrag eingeflochten: „Ich komme nun zum Schluß“, „gleich komme ich zum Ende“ oder „Zum Abschluß meiner Rede möchte ich....“. Ein guter Schluß braucht nicht angekündigt zu werden. Die Zuhörer spüren von allein, daß die Rede zu Ende ist, denn der Schluß enthielt einen klaren Appell, eine Aufforderung zum Handeln oder eine Botschaft für die Zuhörer.
Unpersönliche Ansprache verwenden
Versuchen Sie grundsätzlich, Ihre Zuhörer in Ihren Vortrag einzubeziehen. Dies gelingt dann besonders gut, wenn Sie das unpersönliche Wort "man" gegen das persönlichere "Sie" ersetzen. "Man kann daraus lernen" klingt besser, wenn Sie es umformulieren in "Sie lernen daraus ...."
Die Probleme der politischen Kommunikation
Immer dann, wenn Sie in der Politik, sei es nun in den Gesprächen mit den Bürgern oder auch in Ihren Partei- und Fraktionsvorständen oder Mitgliederversammlungen persönlich auftreten, können eine Reihe an Problemen und unvorhergesehenen Zwischenfällen auf Sie zukommen. Viele dieser Schwierigkeiten sind hausgemacht. Oftmals liegt es an Ihrer eigenen inneren Einstellung, wie Sie sich fühlen und welchen Erfolg Sie mit einem Vortrag beim Zuhörer erzielen. In diesem Kapitel wollen wir die größten Probleme, die sich jedem Politiker im Bereich seiner Kommunikation mit dem Bürger stellen können, ansprechen und Ihnen unterschiedliche Hilfs- und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.
Sprechhemmungen, Redeängste und Lampenfieber
Redeangst ist sehr verbreitet
Je weniger ein Redner weiß und je weniger er geübt hat, um so nervöser wird er zwangsläufig sein. Deshalb merken Sie sich: Reden lernt man nur durch reden. Und immer dann, wenn Sie jede Chance wahrnehmen, Fragen zu stellen, kurze Beiträge zu liefern, vor unbekannten Gruppen zu sprechen, wird Ihre Erfahrung und damit Ihre Sicherheit verstärkt. Die Redeangst ist bei vielen Menschen sehr verbreitet. Und jeder, der sie hat, glaubt, er wäre der einzige, der von dieser Volksseuche befallen wäre. Deshalb ist es nur zu verständlich, daß jeder versucht, sie zu verbergen. Die einfachste Möglichkeit dieses Unterdrückens der Redeangst, um sich nicht vor anderen lächerlich zu machen, heißt: Schweigen. Trotz guter Ideen und Vorschläge melden diese Menschen sich nicht zu Wort. Vielleicht ist es Ihnen auch schon mal so ergangen.
Machen Sie Ihr Wort
In allen Bereichen der Politik ist jedoch vor allem Ihre Meinung gefragt. Hier gilt es, rechtzeitig durch Ideen, Vorschläge und Anregungen politische Entwicklungen inhaltlich zu steuern und zu beeinflussen. Nur der, dem die anderen zutrauen, daß er sein Wort machen kann, der erhält auch Ihre Stimme, um sie in den verschiedenen Gremien vertreten zu können. Deshalb ist gerade im Bereich der Politik, wo Ämter, Mandate und Aufgaben durch demokratische Wahlen innerhalb der Partei wie auch in Staat und Gesellschaft vergeben werden, von besonderer Bedeutung, sicher aufzutreten und ohne Hemmungen, Ängste und Lampenfieber sein Wort zu machen.
Angriff ist die beste Verteidigung
Repräsentative Befragungen in allen Berufsschichten haben ergeben, daß ca. 90 % aller Befragten mit Redeangst zu kämpfen haben. Woher kommen diese Ängste? Zunächst einmal müssen wir festhalten, daß Angst etwas völlig Normales ist und zum Leben eines jeden Menschen gehört. Angst soll entweder zur Flucht oder zum Angriff führen. Angst ist ein Zustand des Körpers, bei dem sich alle Kräfte auf eine reale oder vermeintliche Gefahr hin konzentrieren. Schon unsere Vorfahren hatten bei ungewohnten und gefährlichen Situationen drei mögliche Verhaltensmuster: Zum einen Kampf, zum anderen Flucht oder zum dritten: sich tot stellen. Wer natürlich ständig schweigt oder sich wirkungsvoll vor jeder Rede drückt, wird nie zu einem guten Redner. Wir empfehlen Ihnen, gehen Sie auf Angriff über. Bekämpfen Sie Ihre Angst wirkungsvoll! Attacke ist das beste Gegenmittel zur Angst. Suchen Sie ständig die Herausforderung in der Öffentlichkeit, reden zu dürfen. Gehen Sie bewußt mit Ihren Ängsten um.
Reden lernt man nur durch Reden
Verdeutlichen Sie sich, daß Sie auch vor anderen Dingen, die Sie heute perfekt beherrschen, bei den ersten Versuchen Angst verspürt haben. Das gilt für das Autofahren, als Sie zum ersten Mal hinter einem Steuerrad saßen und den starken Verkehr durch die Windschutzscheibe sahen. Sie hatten ein beklommenes Gefühl, Sie bekamen vielleicht sogar eine unsägliche Angst. Aber schon viel früher, als Sie als Kind zum ersten Mal ein Fahrrad benutzt haben, natürlich ohne Stützräder und die helfende Hand der Eltern. Oder als Sie zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen haben, kam Angst in Ihnen auf. Vielleicht sind Sie Skiläufer, wissen Sie noch, wie es war, als Sie zum ersten Mal mit den Skiern oben auf dem Berg standen und herunterschauten? Wie haben Sie also Fahrradfahren, Autofahren oder Skilaufen gelernt? Nicht durch Bücher, nicht durch Video sondern durch ständiges Üben. Also: Reden lernt man nur durch reden!
Angst drückt sich durch körperliche Reaktionen aus
Die Menschen haben Angst vor dem Versagen, also vor dem, was passieren könnte, ohne daß sie es kalkulieren können und im Griff haben. Diese mentalen Ängste drücken sich durch körperliche Reaktionen aus. Das Herz schlägt höher, die Blutgefäße in der Haut verengen sich, der Blutdruck steigt und je nach dem wird man im Gesicht bleich oder rot. Man bekommt das übliche flaue Gefühl in der Magengegend, die Schweißdrüsen werden zu erhöhter Aktivität angeregt, der sogenannte kalte Schweiß bricht aus. Die Atemwege trocknen aus, man muß sich räuspern und glaubt, den berühmten Kloß im Hals zu haben. Die Hände und die Fingerspitzen zittern. All dies kann Ihnen bei Ihrem ersten Versuchen als Redner passieren. Doch da wir diese Reaktionen nun kennen, brauchen Sie keine Angst mehr von ihnen zu haben. Wir wissen, daß diese Reaktionen schon kurze Zeit später, wenn Sie mit Ihrem Vortrag begonnen haben, nach und nach verschwinden. Sie sollten immer bedenken, daß viele dieser inneren Gefühlszustände von Ihren Zuhörern überhaupt nicht bemerkt werden.
Du bist was Du von Dir denkst
Sprechen Sie bewußt langsam und betont am Anfang Ihrer Rede, denn dadurch überwinden Sie Ihr eigenes Lampenfieber am ehesten. Dabei vergessen Sie bitte nie: Du bist, was Du von Dir denkst! Und wenn Sie sich vor Ihrer Rede permanent einreden, Sie sind ein schlechter Redner, Sie werden es nicht schaffen, Sie werden unsicher und versagen, so wird Ihr Unterbewußtsein natürlich alles unternehmen, damit genau diese Vorhersage eintrifft. Dann haben Sie es mit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu tun. Deshalb beeinflussen Sie sich positiv. Eine solche Autosuggestion kann lauten: Ich bin ruhig, stark und sicher. Nichts wird mich aus der Ruhe bringen, denn ich weiß, daß das, was ich sagen will, gut und richtig ist. Um Ihre Anfangsnervosität zu bewältigen, sollten Sie besonders dem Anfang Ihrer Rede viel Beachtung schenken. Denn dieser erste Eindruck, den Ihr Publikum von Ihnen bekommt, der bleibt haften. Und wenn er schon problematisch ist, müssen Sie lange und stark kämpfen, um dieses Vorurteil beim Publikum wieder zu verändern.
Lampenfieber erzeugt Spannung
Lampenfieber hat jedoch auch sein Gutes. Ein wenig Nervosität erzeugt Spannung. Wer überhaupt keine Nervosität spürt, dem ist sein Publikum egal und das spüren die Zuhörer. Dieser Mensch kann nicht überzeugen, begeistern und mitreißend wirken. Deshalb ist ein wenig Unruhe und Nervosität der Beweis, daß Sie Ihre Zuhörer wirklichen informieren, begeistern und motivieren wollen. Und ob Sie Ihr Publikum gewinnen können, das entscheidet sich innerhalb der ersten ein bis zwei Minuten.
Eine breite Wissensplattform schafft Sicherheit
Zum Schluß noch ein kritischer Hinweis: Viele Menschen lassen sich darauf ein, zu einem Thema oder einer Sache zu sprechen, von dem sie nur sehr wenig verstehen. Sie sind nicht qualifiziert genug. Daraus ergibt sich eine ganz natürliche Nervosität. Diese Art von Lampenfieber ist eine begründete Angst. Sie kann nur geheilt werden durch eine besonders gründliche Vorbereitung und eine breite Wissensplattform. Dabei sollten Sie bedenken, daß ein guter Redner immer das Zehnfache an Wissen sich erarbeitet hat, davon aber in seinen Referaten nur einen Bruchteil verwendet.
Mattscheibe, Blackout und Faden verloren
Es gibt verschiedene Gründe für einen Blackout
Das kann jedem guten Redner passieren, trotz klar gegliederter und wohldurchdachter Rede fehlen ihm plötzlich die Worte. Und wieder spürt er, wie eine heiße Welle der Angst seinen Körper durchdringt. Die Gründe für diesen Blackout können sehr unterschiedlicher Natur sein. Zum einen kann der Redner sich durch Zwischenrufe und Äußerungen des politischen Gegners irritiert fühlen, zum andern hat er vielleicht nur den berühmten roten Faden verloren, weil ihm bei seinen Ausführungen noch ganz spontan einige weitere Ideen und Gedanken gekommen sind. Ein politischer Anfänger, der dieses spürt, wird jetzt innehalten, seine Zuhörer erschreckt ansehen und solange warten, bis auch der letzte gemerkt hat: Achtung, der Redner hat einen Blackout und den roten Faden verloren. Routinierte Rednerprofis greifen jedoch auf eine ganze Reihe von Möglichkeiten zurück, um aus einem solchen Moment des Steckenbleibens sicher herauszukommen.
Üben Sie sich in positiver Selbstbejahung
Dabei stellt auch die positive Selbstbejahung bei diesem Problem wieder eine wichtige Basis dar. Nicht die Gedanken: „Oh Gott, jetzt ist es passiert, ich bin steckengeblieben, ich komme nicht weiter, welch eine Blamage“ sind jetzt die richtigen inneren Einstellungen sondern der Grundsatz: Ich werde mich an die erlernten Tips und Anregungen erinnern, ich werde mich systematisch danach richten, den meisten Zuhörern fällt überhaupt nicht auf, daß ich kurzfristig den Faden verloren habe.
Eine Pause ist etwas ganz Natürliches
Zunächst einmal brauchen Sie etwas Zeit, um sich zu beruhigen und Ihre Gedanken zu ordnen. Deshalb legen Sie eine ganz natürliche Pause ein. Diese Pause gibt den Zuhörern die Chance, das gerade Gesagte zu bewerten, besser aufzunehmen und abzuspeichern. Leider setzen sich viele Redner selbst unter Druck und halten eine Pause für peinlich. Deshalb: Mehr Mut zur Pause! Nun können Sie den letzten Abschnitt noch einmal mit eigenen Worten und verkürzt zusammenfassen. Wiederholen Sie Ihren letzten Satz, Sie bekommen so mehr Zeit zum Überlegen.
Stellen Sie eine Frage
Auch das Stellen einer Frage an Ihre Zuhörer verschafft Ihnen die benötige Atempause, z.B.: „Haben Sie noch Fragen zu meinen bisherigen Inhalten?“ Selbstverständlich können Sie auch ganz einfach das Thema wechseln, getreu dem Motto: „Kommen wir nun zu einem neuen Abschnitt“. Redeprofis streuen schnell eine lustige Geschichte ein: „An dieser Stelle fällt mir eine lustige Episode ein....“. Achtung: Es wäre schon gut, wenn diese Episode, dieser Gag, auch in einer direkten Verbindung zu Ihrem Thema bzw. Ihrem Redeanlaß steht. Auch der Hinweis auf visuelle Hilfsmittel ist möglich: „Zur Vervollständigung meiner Ausführungen nochmals ein Schaubild“. Auch hier muß natürlich die entsprechende Folie zum Thema passen. Wenn die Zeit in Ihrem Vortrag schon weiter fortgeschritten ist, können Sie den Verlust des roten Fadens und die von Ihnen benötigte Denkpause natürlich auch an die Zuhörer weitergeben. Viele Referenten überschätzen die Pausenbedürfnisse ihres Publikums. Deshalb sagen Sie einfach: „Meine Damen und Herren, Sie haben sich eine Kaffeepause von ca. 10 Minuten verdient“.
Benutzen Sie Ihren Stichwortzettel
Auch der direkte Hinweis auf ihre Stichwortzettel ist möglich. Denn auf diesem sollten kurz und knapp die wichtigen Stichpunkte stehen, an denen Sie sich im Rahmen Ihres Vortrages entlang bewegen können. Erklären Sie das etwas längere Suchen auf Ihrem Stichwortzettel mit der Begründung: „Damit ich jetzt nichts Wichtiges vergesse“ oder: „Ich habe mir einige wichtige Dinge aufgeschrieben, die ich Ihnen unbedingt noch mit auf den Weg geben wollte“. Schauen Sie sodann auf Ihren Stichwortzettel, überfliegen Sie ihn und fahren Sie dann mit einem anderen gefundenen Stichwort in Ihrer Rede fort.
Nun habe ich den Faden verloren
Dann gibt es noch die einfachste und ehrlichste Methode der Welt. Sagen Sie ganz entwaffnend die Wahrheit: „Nun habe ich den Faden verloren“ und knüpfen Sie dann im Gespräch mit Ihren Teilnehmern nochmals kurz an das Vorhergesagte an.
Zwischenrufe, Fragen und Störungen
Zwischenrufe sind etwas völlig normales
Im Bereich der politischen Kommunikation gibt es für die Behandlung von Zwischenrufen, Fragen oder Störungen keine allgemein gültigen Lösungen. Hier muß stark unterschieden werden, in welchem Bereich wir uns befinden. Wenn Sie im Rahmen Ihrer Vorstände und Fraktionen oder Arbeitskreise über ein Thema diskutieren, so sehen Sie bitte Fragen und Zwischenrufe nicht als etwas Negatives an. Jede Frage, jede Zwischenbemerkung gibt Ihnen die Chance, Unklarheiten zu beseitigen und noch deutlicher auf Ihr Anliegen hinzuweisen. Deshalb sollten Sie hier überwiegend mit Gegenfragen oder der Weitergabe dieser Frage bzw. dieses Einwandes an andere Teilnehmer der Gesprächsrunde arbeiten. Ihnen geht es vor allem um Ihr sachliches Anliegen, Sie wollen erreichen, daß Ihre Meinung mehrheitsfähig wird. Deshalb ist es nur gut, wenn sich rechtzeitig Frager und Zwischenrufer melden, um so auf Schwachstellen oder unklare Punkte hinzuweisen.
Benutzen Sie die Ja-aber-Methode
Auch die sogenannte „Ja-aber-Methode“ ist hier eine mögliche Reaktion. Dabei sollten Sie jedoch das Wort „ja“ nicht direkt aussprechen sondern eine andere, ebenfalls rechtgebende Formulierung benutzen, z.B.: „Da stimme ich Ihnen zu, nur berücksichtigen Sie bitte ...“.Auch das Wörtchen „aber“ ersetzen Sie möglichst durch die Formulierungen „nur, obwohl, allerdings oder jedoch“. Sie erreichen damit, daß die aus dem Verkaufsbereich recht bekannte „Ja-aber-Methode“ durch die Verwendung der Begriffe „ja“ und „aber“ nicht sofort jedem bzw. den meisten Zuhörern bewußt wird. Generell gilt bei allen Zwischenrufen und Störungen: Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen! Vor allen Dingen antworten Sie nicht mit aggressiven Formulierungen.
Überhören Sie provokante Zwischenrufe
Kommen wir nun zur Behandlung von Zwischenrufen, Störungen und Fragen im Bereich von politischen Diskussionen und Debatten, an denen die politischen Gegner teilnehmen. Hier stellt sich Ihre Ausgangslage etwas anders dar: Sie müssen damit rechnen, daß der politische Gegner Sie ganz bewußt aus dem Konzept bringen möchte, so kann er Sie daran hindern, Ihre Gedanken und Ideen einem breiteren Publikum überzeugend zu präsentieren. Deshalb empfehlen wir Ihnen auf dieser etwas härteren politischen Bühne: Überhören Sie den Zwischenruf, gehen Sie mit keinem Wort, aber auch mit keiner nonverbalen Geste auf den Zwischenruf ein. Das gilt insbesondere, wenn es sich nur um ein oder zwei kurze Zwischenrufe handelt. Sie verfolgen vor allen Dingen ein Ziel: Sie möchten Ihre Gedanken, somit Ihre Überzeugungsstrategie, ohne Störungen an den Zuhörer bringen.
Versuchen Sie schlagfertig zu reagieren
Natürlich wirkt es sehr positiv, wenn es Ihnen gelingt, schlagfertig auf den Frager oder Zwischenrufer zu antworten. Gerade bei böswilligen Zwischenrufen ist die schlagfertige Antwort das beste und originellste Mittel der Reaktion. Dies setzt jedoch voraus, daß Ihnen zum richtigen Zeitpunkt ein origineller Gedanke einfällt. Erfahrene Redner haben sich ein kleines Repertoire an schlagfertigen, kurzen, knappen Antworten aufgeschrieben und können es an vielen Stellen beliebig verwenden. Ein einfache Form der Reaktion ist: Zu sagen: "Schluß, vielen Dank" und setzen sodann ihren Vortrag ungerührt fort. Die Überraschung ist Ihnen sicher. Überhaupt sollten Sie neben der Überhörung eines Zwischenrufes die Neutralisierung desselben anwenden. Dazu gibt es eine sehr schöne Standardformel: "Ich habe mit dieser Frage gerechnet, ich bin jedoch sicher, daß es besser und interessanter für die anderen Zuhörer ist, wenn ich mit meinem Vortrag fortfahre". Somit bringen Sie klar zum Ausdruck, daß es im Interesse der anderen Zuhörer ist, wenn jetzt keine einseitige private Unterhaltung geführt wird.
Kommen Sie später auf die Frage zurück
Natürlich können Sie dem Zwischenrufer oder Frager auch anbieten, zum Schluß Ihres Vortrages auf seinen Beitrag zurückzukommen. Sehr lästige Zwischenrufer können Sie mit dem Appell an die Fairneß gegenüber den anderen Zuhörern ruhigstellen. Sie erinnern den unfairen Zwischenrufer an die allgemeinen Spielregeln. Dabei fragen Sie ihn völlig ehrlich, entwaffnend, wie er sich jetzt an Ihrer Stelle verhalten würde, wenn er dauernd durch unsachgemäße Zwischenrufe gestört würde. Hat der Zwischenrufer eine Frage jedoch sehr höflich unter einem sachlichen Aspekt in die Diskussion eingebracht, so können Sie ihm anbieten, daß Sie später darauf noch einmal eingehen werden. Noch ein wichtiger Hinweis: Vermeiden Sie mit dem unangenehmen Zwischenrufer Blickkontakt aufzunehmen, weil dann, wenn Sie seine Frage beantwortet haben, wenden Sie sich sofort den anderen interessierten Zuhörern zu und fahren unmittelbar in Ihrer Rede fort, können Sie sich nicht sicher sein, daß der unangenehme Zwischenrufer nicht schon die nächste Frage stellt, sobald Sie mit ihm den Blickkontakt wieder aufnehmen.
Das Spiel mit der politischen Taktik
Die Ankündigungstechnik
Diese Technik schafft bei Ihren Zuhörern erhöhte Erwartungen. Etwas Wichtiges wird ihnen angekündigt.
Beispiel:
"Ich will es Ihnen genau erklären. Ich möchte das anhand einiger Punkte besonders deutlich machen. Sie werden überrascht sein, welche Gründe für diesen Vorschlag sprechen. Ich sage Ihnen jetzt genau, warum ich mich für diesen Kandidaten aussprechen möchte. Ich werde Ihnen drei wichtige Gründe nennen, warum unser politischer Kurs nur in diese Richtung gehen kann."
Die Anredetechnik
Während Ihres Vortrages sprechen Sie Ihre Zuhörer immer wieder direkt an. Auch wichtige Gruppen unter Ihren Zuhörern werden durch diese direkte Ansprache und die Nennung des jeweiligen Gruppennamens immer wieder direkt in das Gesagte einbezogen. Immer dann, wenn Sie bestimmte Personengruppen oder auch Einzelpersonen nennen, wird das Interesse Ihres gesamten Publikums geweckt.
Beispiel:
"Ich appelliere besonders an die Mitglieder Ihrer Ratsfraktion, in diesem Jahr bei der Haushaltsdebatte besonders auf Sparsamkeit zu achten. Ihnen meine Damen und Herren vom Betriebsrat möchte ich für Ihr Verständnis bei diesen Veränderungsmaßnahmen besonders danken. Die folgenden Ausführungen sind besonders für Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, aus dem Ortsteil Neudorf, von besonderem Interesse"
Die Appelltechnik
Nicht nur zum Ende einer Rede sondern auch schon während Ihres Vortrages können Sie an Ihre Zuhörer appellieren. Fordern Sie diese zum Handeln auf.
Beispiel:
"Packen wir es an. Helfen Sie mit, eine solide Mehrheit im Rat unserer Stadt zu bewahren. Ich rufe Ihnen zu, hier muß etwas geschehen. Unterstützen Sie Ihren Spitzenkandidaten mit aller Kraft."
Die Anspielungstechnik
Mit der Anspielungstechnik möchte der Redner etwas anschaulich machen, gleichzeitig aber das Thema nur andeuten. Jeder weiß, was gemeint ist, den Zuhörern wird Gelegenheit gegeben, mitzudenken und sich seine eigenen Gedanken zu machen. Der Redner deutet lediglich an.
Beispiel:
"Den Rest überlasse ich Ihrer Phantasie. Jeder weiß, was gemeint ist. Wir alle wissen, ob es stimmt, was ich damit sagen will. Ich brauche Ihnen nicht näher zu erläutern, welche Folgen diese Ausgabepolitik hat. Auf die sonstigen Negativgründe der Nettoneuverschuldung will ich hier gar nicht näher eingehen. Sie wissen schon, worauf es hinausläuft.
Die Beispieltechnik
Jeder theoretische Text kann durch passende Beispiele anschaulicher und leicht verständlicher für die Zuhörer gestaltet werden. Beispiele schaffen Klarheit, da sie an Bekanntes anknüpfen und eben dieses Bekannte dient für den Zuhörer als Brücke zur Verständigung. Präsentieren Sie stets abstrakte Begriffe und große Zahlen in anschaulicher Form. Das älteste Buch der Menschheit, die Bibel, besteht aus einer Vielzahl von Gleichnissen und Beispielen. Die Beispiele in der Politik leben vor allem davon, daß sie Vergleiche zu anderen bekannten Lebensbereichen des Menschen herstellen. In einer Haushaltsdebatte, wo es um die knappen Finanzen geht, benutzen sie deshalb ein Beispiel aus dem Eiskunstlauf und sprechen davon, daß sich die Gemeinde nur noch die Pflicht, aber nicht mehr die Kür, bei den wünschenswerten Ausgaben erlauben kann. Auch die abstrakte Zahl von 48 Millionen DM Neuverschuldung wird dann besonders deutlich, wenn Sie diese Verschuldung pro Kopf der Bewohner Ihrer Kommune angeben. Die demokratischen Wahlen in kommunistischen Diktaturen verglich ein englischer Politiker einmal mit einem Rennen mit nur einem Pferd: Der Sieger steht von vornherein fest.
Die Bildertechnik
Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: 'Ein Bild sagt mehr als tausend Worte'. Das gleiche gilt natürlich auch für die bildhafte Sprache. Wieviel anschaulicher klingt es doch, wenn wir von einem Politiker hören, daß die Opposition sich wie die Blume verhält: Sie lassen lasse die Köpfe hängen. Wichtig aber ist, daß die Bilder aus dem Lebensbereich der Zuhörer stammen. Sie können nicht Bilder aus der Landwirtschaft für ein Großstadtpublikum verwenden. Auch Bilder aus dem Jagdleben ist für Zuhörer, die keine Beziehung zur Jagd haben, nicht angebracht. Unsere deutsche Sprache ist reich an Bildern im übertragenen Wortsinne. Hier eine kleine Auswahl: Umschreibung für Opportunisten und Nachplapperer: Mit den Wölfen heulen. Interpreration einer Wahlniederlage: Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber. Hat Jemand etwas nicht verstanden: Steht er wie ein Ochs vorm Berg. Bei einer falschen Personalentscheidung in der Politik: hat man den Bock zum Gärtner gemacht. Ein unruhige Fraktion ist oft schwieriger zu führen, als einen Sack Flöhe zu hüten. Oftmals werden die Wähler durch den politischen Gegner in die Irre geführt, indem man ihnen einen Bären aufbindet. Manch einem Bürger, der den Durchgangsverkehr vor seiner Haustür weg haben möchte, wurde von interessierter Seite ein Floh ins Ohr gesetzt. In jedem Wahlkampf begegnen uns schlaue Füchse, junge Dachse, aber auch Nachteulen, Schmierfinken und Dreckspatzen. Nur gut, daß wir die feigen Hasen nicht in unserer Mannschaft haben. Wir wissen längst, wer mit Gruppenegoismus und opportunistischen Forderungen in den Wahlkampf zieht, kann leicht Stimmen fangen, wie ein Hecht im Karpfenteich. Wenn Sie jedoch wissen wollen, was bei Ihrer zukünftigen Wahlkampfplanung des Pudels Kern ist, dann leben Sie die KPV-Broschüre zum Thema "Politikmarketing". Danach können Sie ganz bestimmt beurteilen, warum das Ei oft klüger tut als die Henne.
Die Erzähltechnik
Bei der Erzähltechnik werden kleine Erlebnisberichte, Kurzerzählungen, eingeflochtene Anekdoten in den Vortrag eingebaut. All dies bietet Abwechslung und Anschaulichkeit. Diese Einzelheiten und Erzählungen können Sie in Form der wörtlichen Rede präsentieren. Der Satz: "Durch regelmäßige Kontrolle und Budgetierung kann es uns gelingen, die Sachkosten zu senken", klingt sehr abstrakt und theoretisch. Besser klingt: "Ich schlage vor, daß die Amts- und Abteilungsleiter mehr Eigenverantwortung dadurch bekommen, daß sie ihren überschaubaren Etat selbst entscheiden können. Dies führt dazu, daß alle Sachkosten auf einen stärkeren Prüfstand gestellt werden. Somit lassen sich bestimmt 10 % der bisherigen Ausgaben einsparen." Sagen Sie nicht: "Vor drei Jahren passierte folgendes: Als ich aus dem Rathaus und nach einer wichtigen Sitzung Herrn Bürgermeister Schulze traf", sondern bringen Sie eine Kurzerzählung: "Es liegt nun schon drei Jahre zurück. Ich komme aus dem Rathaus. Gerade liegt eine wichtige Sitzung zum Etat hinter uns. Ich treffe Bürgermeister Schulze und er sagt zu mir: .....". Mit solchen Schilderungen und Erzählungen wird Ihr Stil plastischer und lockerer bei den Zuhörern. Auch bei dieser Technik kommt es darauf an, einen Gedankengang zu verdeutlichen. Dabei muß jedoch der Gegensatz einleuchten oder zumindest für den Zuhörer etwas Überraschendes darstellen.
Wie der Schatten beim Licht, so hebt der Gegensatz in der Regel das ursprünglich Beabsichtigte besonders deutlich hervor. Dies kann durch folgende Techniken geschehen: Sie zählen die Vor- und Nachteile auf. Sie sagen, wie es damals war und wie heute. Weitere Beispiele: Pläne zu machen ist leicht, sie durchzuführen ist schwer. Ein geflügeltes Wort von Konrad Adenauer: "Wir müssen einen kühlen Kopf und ein heißes Herz bewahren." Der amerikanische Politiker Richard Nixon erhielt in einer wichtigen Rede den größten Beifall, als er erklärte: "Chruschtschow hat uns Amerikanern zugerufen: 'Eure Enkel werden Kommunisten sein'. Wir antworten ihm darauf: Im Gegenteil, Mr. Chruschtschow, wir hoffen, Ihre Enkel werden in Freiheit leben." Wer rechtzeitig sparsame Politik betreibt und nicht allen Wünschen und Forderungen nachgibt, dem bleibt das harte Diktat des Sparkommissars erspart. Rechthaben und Rechtbehalten ist noch lange nicht dasselbe. Zum Schluß noch ein schönes Beispiel für Kontraste von Franz-Josef Strauß: "Ein Koalition ist weniger als eine gemeinsame Partei, aber mehr als eine Interessengemeinschaft zur Erwerbung von Ämtern."
Die Ketten-Technik
Bei der Ketten-Technik greift ein Gedankenglied bereits in das nächste Glied dieser Gedankenkette ein. Erst durch das Ineinanderfassen dieser gesamten Kette entsteht der volle Sinn dieser Aussage.
Beispiel:
"Wir folgen Dir, weil wir Dir glauben. Wir glauben Dir, weil wir Dich kennen. Laßt uns an die Arbeit gehen. Arbeit im Dienste all unserer Mitbürger. Arbeit für eine gesicherte Zukunft in unserem Land."
Die Pausen-Technik
Mit der Pausen-Technik können Sie die Spannung in Ihrem Vortrag erhöhen. Deshalb ist sie ein sehr wichtiges rhetorisches Stil- und Hilfsmittel. Haben Sie den Mut, nach einem längeren Satz auch einmal eine längere Pause einzulegen. Sie geben damit Ihren Zuhörern Gelegenheit, das Gesagte besser aufzunehmen, zu bewerten und zu bearbeiten.
Die Raffungs-Technik
Unter dieser Technik versteht man eine kurze und knappe zusammenfassende Wiederholung. Das bisher von Ihnen Gesagte wird in wenigen prägnanten Sätzen nochmals vorgetragen. Damit bieten Sie dem Hörer eine kurze Orientierung über das bisher Gesagte an, bevor Sie nun zu einem neuen Thema oder einem anderen Bereich übergehen.
Die rhetorische Frage
Auch dieses Mittel dient zur Aktivierung Ihrer Zuhörer. Sie stellen eine Frage, geben aber selbst als Redner die Antwort. Dadurch wird Ihre Rede lebendiger. Die Zuhörer spüren die Fragestellung und neigen unwillkürlich dazu, sich eine eventuelle mögliche Antwort zu überlegen.
Beispiel:
"Sie haben sich gefragt, meine Damen und Herren, welche Konsequenzen hat das für uns? Nun, ich werde es Ihnen kurz erläutern."
Die Steigerungs-Technik
Bei dieser Technik bauen Sie Ihre Sätze so auf, daß drei aufeinanderfolgende Sätze jeweils eine Steigerung darstellen.
Beispiel:
"Es ist gut, wenn Sie viel lesen und selbständig üben. Es ist besser, wenn Sie sich Ihre Bücher zielgerecht aussuchen, am besten wäre es, Sie besuchen zuerst einen Kurs in politischer Rhetorik. Gut wäre es, wenn Sie sich bald entschließen könnten, besser wäre es, es würde schon heute geschehen, am besten ist es, Sie unterschreiben gleich."
Die Vergleichs-Technik
Diese Technik hängt sehr eng mit der Bilder- und Beispieltechnik zusammen. Wenn Sie besonders anschauliche Vergleiche wählen, so bleiben diese beim Zuhörer länger haften. Japan ist das Land der aufgehenden Sonne. Sie hatte eine Haut wie ein Pfirsich. Er bleibt stehen, wie vom Donner gerührt.
Die Wiederholungs-Technik
Bei dieser Technik führen Sie absichtliche Wiederholungen durch, um so die Wirkung Ihrer Worte zu unterstreichen. Diese Technik darf, um nicht eintönig zu werden, jedoch nicht so häufig verwandt werden. Wichtig ist es dabei auch, daß Sie die Wiederholungen nicht in wortwörtlicher Form präsentieren. Durch diese ständige Wiederholung können Sie Ihre Kernaussage tiefer beim Zuhörer verankern. Sie können zwischen vier verschiedenen Formen der Wiederholung unterscheiden: Zum einen die wortwörtliche Wiederholung, sie ist besonders bei Ausrufen und kurzen Kernaussagen angebracht. Daneben gibt es die variierte Wiederholung, d.h.: Derselbe Inhalt wird nur mit ausgetauschten Worten präsentiert. Darüber hinaus können Sie mit dem Stilmittel der Teilwiederholung arbeiten, wie es Senator Edward Kennedy in der Trauerfeier für seinen ermordeten Bruder Robert Kennedy tat: "Er sah Unrecht und versuchte, es zu beseitigen. Er sah Leiden und versuchte, sie zu lindern. Er sah Krieg und versuchte, ihn zu beenden." Auch Martin Luther-King hatte in seiner berühmten Freiheitsrede diese Teilwiederholung eingebaut mit den Worten: "I have a dream....". Bei der vierten und letzten Form der Wiederholung handelt es sich um eine erweiternde Wiederholung. Das bedeutet, Sie bauen eine besondere Steigerung in die Wiederholung ein. "Nur durch Ihre Mitarbeit, liebe Freunde in der Fraktion und ganz allein durch Ihre besonders kooperative Mitarbeit, war es uns möglich, dieses neue Wahlprogramm zu erarbeiten." Das Wortspiel wird vom Redner in der Regel gemacht, um eine humorvolle Wirkung zu erzielen. Ein solches Spiel mit den Worten ist sehr einprägsam und hat einen hohen Erinnerungswert bei den Zuhörern. Viele Wortspiele sind witzig und spritzig. Ein schönes Beispiel gibt es von dem früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss: Er sagte: "Wir wollen nicht den Menschen verstaatlichen sondern den Staat vermenschlichen." Der amerikanische Präsident Kennedy schloß eine Rede mit den Worten: "Wir fürchten keine Verhandlungen, aber wir werden niemals aus Furcht verhandeln." Solche Sätze bleiben im Gedächtnis der Zuhörer besonders stark haften. Schwarze Seele mit weißer Weste.
Die Zitat-Technik
Besonders eindrucksvoll zu Beginn Ihrer Rede machen sich natürlich passende Zitate. Achten Sie jedoch darauf, daß nicht durch eine Vielzahl von Zitaten Ihr Vortrag zu einem regelrechten Zitate-Friedhof wird. Zitate vermitteln dem Zuhörer den Eindruck, daß der Vortragende sich besonders gut vorbereitet hat. Wichtig ist, daß Sie immer parat haben, von wem dieses Zitat stammt und bitte denken Sie daran, Zitate wortwörtlich zu präsentieren. Einige besonders interessante Zitate haben wir Ihnen im Folgenden abgedruckt.